Friedensbewegung - Pazifismus - Kriegsdienstverweigerung

Friedensbewegung

Bezeichnung für Organisationen, deren Mitglieder aus ethischen, religiösen, ideologischen oder politischen Gründen für die Abrüstung und ein friedliches Zusammenleben der Völker eintreten. Sie wollen auch auf die Gefahren der militärischen Nutzung der Kernkraft aufmerksam machen.
Die Ursprünge der Bewegung liegen im Mittelalter (Idee vom ewigen Frieden). Aufgrund christlicher Gedanken und humanitärer Absichten der Aufklärung entstanden die historischen Friedenskirchen wie die Mennoniten, die Quäker und die Church of the Brethren. Sie forderten unbedingte Friedensgesinnung und lehnten den Kriegsdienst ab. Die bürgerlich-liberale Bewegung des Pazifismus begründete 1889 Bertha von Suttner. In Deutschland gelang es erst Ende des 19. Jahrhunderts eine pazifistische Organisation aufzubauen. Daraus entstanden allerdings neue Schwierigkeiten, denn im kaiserlichen Deutschland galt die pazifistische Betätigung als „unmännlich“ und „verächtlich“. Trotzdem wurde 1891 das Internationale Friedensbüro in Genf, dann in Bern eingerichtet und diente von dort aus als Zentrale für alle Friedensgesellschaften. Vertreter der deutschen Friedensbewegung waren z. B: T. Lessing, Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky. Verbindung bestand auch zwischen der Friedensbewegung und Frauenbewegung.
Abgesehen davon gab es immer einen religiös begründeten Pazifismus der sich durch die Verweigerung jeglichen Kriegsdienstes äußerte. Mit dieser Haltung begründete z. B. der russische Dichter Tolstoj die geistliche Entstehung des Pazifismus aufgrund der BERGPREDIGT. Diese basiert nämlich seiner Meinung nach auf dem Gedanken von

Verzicht auf Eigentum

Verzicht auf staatliche Gewalt und

gewaltlosen Widerstand gegenüber dem Staat.

Nach dem 2. Weltkrieg gewann die Friedensbewegung starken Auftrieb wegen der Bedrohung durch die Atomwaffen (Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki). In diesem Zusammenhang entstand in Großbritannien die Ostermarschbewegung. Anfang der 80er Jahre bildete sich in Zusammenhang mit der Umwelt– und Frauenbewegung eine Friedensbewegung, die gegen die Realisierung des NATO-Doppelbeschlusses im Jahr 1979 operierte und auf allgemeine Abrüstung drängte. Besonders in der DDR entstanden in den 70er-Jahren im Umfeld der Kirchen Friedensgruppen. Mit der Wende in der Weltpolitik verlor die Friedensbewegung zunächst an politischem Gewicht. Schließlich wurden neue Wirkungsfelder gefunden, meist in Zusammenhang mit der Ökologiebewegung,  Menschenrechts- und Frauenbewegung. 

 

Pazifismus

Pazifismus ist eine Grundhaltung, die kompromisslose Friedensbereitschaft fordert und aus ethischen Gründen Gewaltanwendung und die militärische Vorbereitung auf den Krieg verwirft.
Mittel des Pazifismus sind die soziale Verteidigung und Formen des zivilen Ungehorsams.
Im Christentum wurde der radikale Pazifismus z. B. von den Mennoniten und Quäkern vertreten. Der moderne Pazifismus hat sich im 19. Jahrhundert entwickelt (Friedensgesellschaften, deren Zusammenschluss 1891 im Internationalen Friedensbüro in Genf, dann in Bern), wurde aber durch den Nationalsozialismus in Deutschland stark unterdrückt. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg erhielt der Pazifismus neue Anregungen wie zum Beispiel durch die Ostermarschbewegung und die Kriegsdienstverweigerung. Den Hintergrund dafür stellte vor allem die Entwicklung von Atomwaffen dar. Durch die damit verbundenen internationalen Spannungen erhielt am Ende der 70er Jahre die Friedensbewegung neue Impulse.

 

Kriegsdienstverweigerung

Die Kriegsdienstverweigerung ist in Deutschland durch Artikel 4 Absatz 3 im Grundgesetz geschützt: „Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz“ Das bedeutet: Niemand ist dazu gezwungen, gegen seinen Willen Kriegsdienst an der Waffe zu leisten. Hierher gehören alle Tätigkeiten, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Kriegswaffen stehen, also auch die Kriegsdienstausbildung in Friedenszeiten. Jeder zum Kriegsdienst Verpflichtete kann diesen verweigern. Allerdings wird die Verweigerung nur anerkannt, falls in dem schriftlichen Antrag Gründe angegeben werden, die auf einer Gewissensentscheidung aus pazifistischen Motiven basieren. Nur wer eine Gewissensentscheidung gegen das Töten im Krieg schlechthin geltend macht, wird befreit. Situationsbedingte Verweigerung, d. h. die Verweigerung der Teilnahme nur an bestimmten Kriegen, wird nicht anerkannt.

Wer die Berechtigung zur Verweigerung des Kriegsdienstes erhalten will, muss einen entsprechenden schriftlichen Antrag stellen, in dem er seine Motive glaubhaft darlegt. Er ist verpflichtet, zur Musterung zu erscheinen, darf jedoch nicht zum Wehrdienst einberufen werden, bevor über seinen Antrag entschieden wurde. Gegen die Ablehnung eines Antrags sind Rechtsmittel möglich.

Wer den Wehrdienst verweigert, hat anstelle dessen Zivildienst zu leisten, der in der Regel ein Drittel länger dauert als der Grundwehrdienst. Zivildienstleistende arbeiten vornehmlich in sozialen und karitativen Einrichtungen, z. B. in Altenheimen und Krankenhäusern, wo sie einen mittlerweile unverzichtbaren Beitrag zur Versorgung der Insassen leisten.

Die Verweigerung auch des Zivildienstes (Totalverweigerung) ist nicht rechtens.

Im Jahr 1998 haben etwa 170.000 junge Männer den Kriegsdienst verweigert, das sind etwa 34 % aller Wehrpflichtigen gewesen.

 

nach oben

zurück zu

Homepage        Startseite SchäferStündchen        Titelseite Bergpredigt        Gewalt-Gewaltlosigkeit