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Und hier ist die Fortsetzung:

 

Kapitel 12

 

Nur einen Koffer pro Person, hatten wir gesagt, Paula. Wenn alle so viel mitschleppten wie du, kriegte der Busfahrer die Klappe nicht mehr zu.
Anja Funke hatte ihre eigenen Sachen in einem blau-weiß gestreiften Seesack verstaut, der aussah wie eine prall gestopfte Wurst. Der Busfahrer quetschte ihn zwischen Paulas Samsonite-Gepäck und Annas schwarzen Hartschalenkoffer, auf dem die Aufkleber verschiedener Städte, Hotels und Sehenswürdigkeiten ein unverwechselbares sternförmiges Muster bildeten. Wenn an den Förderbändern der Flughäfen die einzelnen Gepäckstücke vorüberzogen und immer wieder mal zwei Passagiere versehentlich nach dem gleichen Koffer griffen, angelte Annas Vater ihren Zirkuskoffer – wie er ihn nannte – mit sicherem Griff heraus. 

 Katja Funke unterrichtete ................... Es war Vorschrift, dass zur Begleitung der Skireise neben dem Sportlehrer auch eine weibliche Aufsichtsperson als Ansprechpartnerin für die Mädchen mitfuhr. Und wie das Leben so spielt – diese Person war seit mehreren Jahren Anja Funke, unabhängig davon, ob sie in der jeweiligen Klasse unterrichtete oder nicht. Die Gerüchteküche der Schule kochte diesen Tatbestand mit der Ehescheidung von Oliver Katschnig zu einem klebrigen Brei zusammen. Auch dieses Mal hatte ein Witzbold auf den mit Schnee leicht überpuderten Bus die Namen Katja und Oliver gemalt und sie mit einem pfeildurchbohrten Herzen umrahmt.
Katja Funke war eine .............

(Die Figur der Katja Funke wird von Julchen 2002 noch genauer entwickelt. – Auch der Name steht zur Disposition.)

Anna stieg als eine der ersten ein. Sie setzte sich auf einen Fensterplatz im hinteren Teil des Busses. Auf den Sitz neben sich legte sie ihre Sporttasche und eine Plastiktüte mit Reiseproviant. Von hier hinten hatte sie einen guten Überblick.
Zwei Reihen vor ihr saßen Laura und Tanja. Lukas hatte den Platz gleich hinter dem Fahrer gewählt. Paula setzte sich neben ihn.
Und dann stieg der Pizza-Flizza-Bote ein. Was machte der denn hier? Anna traute ihren Augen nicht. Aber das war er. Eindeutig. Groß, schlank, mit braunen Locken und diesen bemerkenswerten Augen, an die sie sich genau erinnerte.
Er sprach mit Oliver Katschnig und setzte auf den Sitz hinter ihm. Offensichtlich fuhr er mit. 

Wolli schlurfte den Gang entlang. Auf Annas Höhe blieb er stehen und hievte seinen Jeansrucksack ins Gepäcknetz.
Ist bei dir noch frei?, fragte er.
Anna schob wortlos ihre Sporttasche unter die Bank und verstaute die Plastiktüte in dem Netz an der Rückseite des Vordersitzes.
Zehn Stunden neben Wolli. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Na ja, die meiste Zeit würde sie ohnehin verschlafen. Die Klasse hatte sich für eine Nachtfahrt entschieden. Da war die Gefahr geringer, in einen Stau zu geraten, und sie gewannen einen ganzen Tag zum Skilaufen hinzu. 

Anna war schon jetzt müde wie ein Hund. Nach dem Unterricht hatte sie als Erstes noch einmal „Blickpunkt“ verteilt. Ihre Mutter hatte fest versprochen, die Tour in der nächsten Woche für sie zu übernehmen. Hoffentlich vergaß sie es nicht, und hoffentlich schaffte sie es überhaupt. Es ging ihr nicht gut in den letzten Tagen. Souterrain, schätzte Anna, vielleicht sogar schon Kellertreppe.
Nach dem Zeitungsaustragen hatte sie die Wohnung aufgeräumt, eingekauft und Vorratskammer und Kühlschrank aufgefüllt. Denn wenn sie nichts in ihrer unmittelbarer Reichweite fand, aß ihre Mutter in diesem Zustand einfach gar nichts. Dann ernährte sie sich am Tag von Kaffee und Zigaretten und am Abend von Rotwein. Dann vergaß sie nicht nur die richtige Dosierung ihrer Medikamente, sie vergaß sie gleich komplett.
Anna hatte deshalb vor ihrer Abreise die vorgeschriebenen Tablettenportionen in kleine Zettel verpackt, sie zu Tütchen zusammengefaltet, mit Datum und ‚morgens’, ‚mittags ‚ und ‚abends’ beschriftet und sie in der richtigen Abfolge auf dem Servierwagen in mehreren Reihen ausgelegt.
Mit ihrer Großmutter hatte sie vereinbart, sie solle jeden Abend anrufen, sich nach Annemaries Zustand erkundigen und nachfragen, ob die Tagesration verbraucht sei. Wenn es ihr sehr schlecht ging, erkannte man es auch am Telefon sofort am Ton ihrer Stimme. Mehr konnten sie nicht tun, denn den angebotenen Besuch der Großmutter hatte Annemarie wütend abgelehnt.
Ich brauche keine Aufpasserin im Haus, hatte sie gesagt, ich bin zu alt für einen Babysitter. 

Sie waren startbereit. Der Fahrer schloss die Türen und ließ den Motor an. Der Bus vibrierte leise. Eine Handvoll Eltern, die bis jetzt gewartet hatten, winkten heftig. Den dazu gehörenden Kindern war das sichtlich peinlich. Es ging los.
Wolli packte seinen tragbaren CD-Player aus.
Willst du mithören, fragte er, ich habe noch einen zweiten Kopfhörer dabei. Linkin Park. Eine brandneue Scheibe.
Ach ne, sagte Anna, die sind mir zu laut. Bei denen kann ich nicht einschlafen.
Daran war in der ersten Stunde aber sowieso nicht zu denken. Das Licht war zu hell, die Leute waren zu laut und Katschnig trompetete ungebetene Informationen zur Reiseroute, zu geplanten Pausen und voraussichtlicher Ankunft über das Bordmikrophon.
Langsam wurde es ruhiger. Der Busfahrer dimmte das Licht, jeder suchte nach der bequemsten Schlafposition. Die Reiseerfahrenen hatten kleine Kissen oder aufblasbare Hörnchen mitgebracht. Auch Wolli pustete eines auf und schob es sich in den Nacken. Anna knüllte ihre Jacke zusammen. Sie klemmte sie zwischen Rückenlehne und Fensterscheibe in ihre Halsbeuge und schloss die Augen.
Aber der Schlaf kam nicht. Im Gegenteil, sie schien von Minute zu Minute wacher zu werden. Am liebsten wäre sie jetzt aufgestanden und herumgelaufen. Daran war natürlich nicht zu denken.
Wolli atmete schon bald tief und ruhig. Sein Kopfhörer war verrutscht und baumelte über seinem linken Ohr. Anna drückte auf die Stop-Taste des Players und bugsierte das absturzgefährdete Gerät vorsichtig von seinen Knien in den Spalt zwischen den beiden Sitzen. Im vorderen Teil des Busses klingelte ein Handy. 

Irgendwann musste sie wohl doch eingeschlafen sein. Sie erwachte davon, dass der Bus scharf bremste. Der Fahrer murmelte leise Verwünschungen in Richtung eines Lkw, der plötzlich auf die Überholspur wechselte und ihn zu diesem Bremsmanöver zwang.
Wolli schien nichts davon zu merken. Er schlief weiter.
Anna schloss die Augen und versuchte, sich an irgend etwas Schönes zu erinnern. Das machte sie immer, wenn sie nicht einschlafen konnte. Es gab nicht allzu viele Erinnerungen, die sich dazu eigneten, und fast alle stammten aus der Zeit, als ihre Eltern noch verheiratet waren. Gerade begann sie, ein wenig wegzudämmern, als sie merkte, wie Wollis Kopf sich langsam auf ihre Schulter senkte. Sie spürte das Kitzeln seiner Haare und seinen warmen Atem an ihrem Hals. Ihr erster Impuls war es ihn abzuschütteln. Aber ein Blick in das stille, blasse Kindergesicht rührte sie. Die weichen Lippen waren leicht geöffnet, und im Scheinwerferlicht der entgegenkommenden Fahrzeuge sah sie eine kleine blaue Ader an seiner Schläfe zucken.
Anna schloss die Augen. Sie erinnerte sich an eine Schlittenfahrt mit ihrem Vater. Er saß hinter ihr, hielt sie mit beiden Armen fest an sich gedrückt und sang aus voller Kehle „Schneeflöckchen, Stinksöckchen“. Sein Schnurrbart kitzelte ihren Nacken und sein Lachen dröhnte in ihren Ohren.
Als Anna das nächste Mal aufwachte, lag Wollis Hand auf der Innenseite ihres Oberschenkels. Sie setzte sich mit einem heftigen Ruck auf.
Tschuldige, murmelte Wolli. Er verschränkte die Arme vor der Brust und wandte den Kopf dem Gang zu.

 

Kapitel 13

 

 Die Sonnenterrasse Oberstdorfs, stand auf der Panoramakarte, die in der Eingangshalle der Jugendherberge hing. Dagegen konnte man nichts sagen, das stimmte. Auch der versprochene Ausblick von Nebelhorn bis zum Kratzer war vorhanden und schöner als im Kino. Das Haus war riesig, fast 200 Gäste konnten hier unterkommen. Es gab vier Tischtennisplatten, zwei Kicker, drei Billardtische und eine Disco. Aber damit hörten die Vorzüge dieses Quartiers auch auf. Es lag einfach falsch für eine Skireise. Was auch immer man brauchte, ob Idiotenhügel, leichte, mittlere oder schwierige Abfahrten, Snowboardpiste oder Loipe – für alles war eine Busfahrt notwendig, und das war lästig. Zwar blieb der Reisebus, mit dem die Klasse gekommen war, samt dem Fahrer am Ort und stand ständig zur Verfügung, aber schon nach den beiden ersten Tagen war klar, dass es im Kleinwalsertal sehr viel bessere Möglichkeiten gab. Zwei Jugendheime in der Nähe des Hotels Söllerhaus zum Beispiel hatten einen Idiotenhügel gleich vor der Tür, lagen unmittelbar an einer Skipiste und hatten Anschluss an drei Lifte und an drei große Bergbahnen. Wie und warum Oliver Katschnig seit Jahren nach Kornau fuhr, blieb rätselhaft. Vielleicht banden ihn romantische Gefühle an dieses Haus und diesen Ort. Jedenfalls war er mit der Herbergsmutter per Du. Sie war eine auffallend schöne Frau mit Haaren so dicht und lang wie die der legendären Sissi auf dem berühmten Gemälde mit den Diamantsternen. 

Der Vormittag des ersten Tages verging mit der Zimmerverteilung und dem Ausleihen von Schuhen, Skiern und Stöcken für alle, die keine eigene Ausrüstung mitgebracht hatte. Anna belegte mit Tanja, Laura und Paula ein Viererzimmer mit zwei Stockbetten.
Willst du das obere Bett?, fragte Tanja.
Sehr gern, sagte Anna. Wenn du willst, können wir ja auf der Hälfte wechseln.
Nicht nötig. Ich bleibe gern hier unten, ich habe nämlich Höhenangst.
Und wie willst du dann die Fahrt mit dem Lift oder in der Kabinenbahn überstehen, fragte Anna.
Gar nicht. Ich habe mich für den Langlauf angemeldet. Die brauchen keinen Lift. Das hat mir der Katschnig hoch und heilig versprochen, sonst wäre ich gar nicht mitgefahren.
Sie packten ihre Sachen aus und stopften einen Teil davon in die viel zu kleinen Schrankfächer, stellten ihre Schuhe auf ein Bretterrost unter dem Fenster und verstauten die immer noch halb vollen Koffer unter den Betten und auf dem Kleiderschrank.
Kennt einer von euch diesen Typen, der im Bus hinter dem Katschnig saß, fragte Anna.
Aber klar doch. Das ist der jüngste Sohn von Doc Hirte. Jonas heißt er. Macht in diesem Jahr Abi. Sieht nicht schlecht aus der Junge, oder? Laura lächelte spöttisch. Bist du an ihm interessiert.
Quatsch, sagte Anna.

Nach dem Mittagessen wurden die Gruppen eingeteilt. Katja Funke und ein Skilehrer aus dem Ort, der sich kurz und bündig mit Andi vorstellte, übernahmen die absoluten Anfänger. Dazu gehörten neben Anna auch Wolli und Tom.
Paula, Laura und Lukas wurden den mittleren bis sehr guten Läufern zugeteilt. Diese Gruppe übernahm Oliver Katschnig selbst.
Jonas Hirte betreute die kleine Langlaufgruppe.
Warum erfahren wir das erst jetzt?, sagte Laura und zwinkerte Anna zu. Wolltest du nicht auch auf die Loipe gehen?
Halt den Mund, zischte Anna. Sie merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie hatte schon vieles versucht, um sich das abzugewöhnen. Ohne jeden Erfolg. Im Gegenteil. Sie hatte den Eindruck, dass es um so sicherer eintrat, je mehr sie es zu unterdrücken versuchte.
Laura sah aus wie aus einem Sportkatalog entsprungen. Groß und schlank, in einer eisblauen Ski-Kombination und einem dunkelblauen Rolli, der exakt zu ihrer Augenfarbe passte. Die schulterlangen braunen Haare wurden von einem Stirnband aus weißem Fleece zurückgehalten. Das schön geformte schmale Gesicht mit der leicht aufgebogenen Nase war leicht gebräunt, die Wangen von der Kälte gerötet.
Eine Puppe, dachte Jonas, eine komplett durchgestylte Modepuppe. Offenbar mit gut betuchtem Eltern, denn die Klamotten stammten aus einer absolut angesagten Sport-Kollektion. Das Label war links über der Brust und am rechten Ärmel aufgenäht – damit es auch der Dümmste nicht übersehen konnte.
Jonas selbst trug eine einfache schwarze Skihose, eine gesteppte schwarze Jacke und eine tief in die Stirn gezogene dunkelgraue Wollmütze. Er benutzte diese Sachen schon im dritten Jahr. Sie passten, waren zweckmäßig und warm – und das reichte. 

Die erste Skistunde der Anfängergruppe begann turbulent. Schon beim Versuch, die Bindungen zu schließen, gab es die ersten Stürze. Andi nahm sie nicht zur Kenntnis, das gehörte offenbar dazu. Anna runzelte die Stirn. Sie fühlte sich in den klobigen Skistiefeln und den erstaunlich breiten, aber nicht sonderlich langen Brettern wie ein Marsmensch. Und damit sollte man sich bewegen können, vielleicht sogar einen Hang hinunter, ohne über die eigenen Füße zu fallen? 

Der Skilehrer verteilte orangefarbene Buttons mit einer lachenden Sonnenscheibe und der Aufschrift „Skischule Lang“. 

Bitte gut sichtbar an die Jacken stecken, sagte er, dann wissen wir später, wen wir aus der Lawine ausgraben müssen und wen wir drunter liegen lassen können.
Andis Humor war gewöhnungsbedürftig.
Ist auch praktisch bei Massenkarambolagen, grinste er. Ich kenne die Spezies von der Bergrettung. Leute mit meinen Buttons werden von den feschesten Burschen von Mund zu Mund beatmet und bekommen einen Gipsverband in den bayerischen Landesfarben.
Fang endlich an, knurrte Tom.
Also, Freunde, unsere erste Übung hier auf dem flachen Gelände heißt Rollerfahren. Dazu zieht ihr zuerst einmal nur einen Ski an, den rechten oder den linken, wie ihr wollt. Mit dem anderen Fuß stoßt ihr euch ab, ganz wie beim Tretroller.
Also los! Die ganze Gruppe, wenn ich bitten darf.
Kann der Spaßvogel das nicht gleich sagen?, murmelte Wolli und zog den linken Ski wieder aus.
Anna machte die Übung Spaß. Sie erinnerte sie wirklich an das Fahren auf einem Tretroller. Es fehlte nur der Lenker. Dafür konnte man sich mit den Stöcken abstützen, wenn man die Balance verlor.
Neben ihr plumpste Wolli zum zweiten Mal in den feuchten, leicht pappigen Schnee. Er zählte alle Sportarten, die er bisher in der Schule kennen gelernt hatte, zu den unvermeidlichen Übeln des Lebens. Skifahren würde da keine Ausnahme machen, das wusste er schon jetzt. Er hasste es, sich zu blamieren. Vor allem vor Anna.
Die nächste Übung!, rief Andi und zog seine Mütze tiefer in die Stirn. Sie heißt Schlittschuhschritt. Dazu bitte auch den zweiten Ski anziehen und herschauen bitte!
Er machte, mit beiden Skiern abwechselnd, lange, gleitende Schrittbewegungen und unterstützte sie durch kräftiges Abstoßen mit den Skistöcken.
Anna fand rasch den richtigen Rhythmus. Sie war zwar noch nie mit Schlittschuhen gefahren, aber die Übung erinnerte sie ans Skaten. Wolli rempelte versehentlich Tom na, und sie stürzten beide.
Jetzt steigen wir ganz langsam und entspannt ein bisschen höher, rief Andi. Dazu stellen wir uns erst einmal alle seitlich zum Hang.
Seitlich!! Alle!! Auch du mit der blauen Zipfelmütze! Seitlich!!
Ja doch, zischte Wolli, nur keine Hetze. Wir sind ja nicht auf der Flucht.
Also jetzt: Zuerst macht ihr einen Schritt seitwärts mit dem Bergski. Andi machte es vor.
Und dann den Talski nachholen und parallel daneben setzen!
Sehr gut! Und das wiederholt ihr jetzt, bis ihr auf meiner Höhe angekommen seid.
Der Skilehrer postierte sich etwa fünfzig Meter oberhalb der Gruppe und sah ihnen beim Aufstieg zu.
Es gab einige wenige Ausfälle, aber Wolli, Tom und Anna schafften es ohne Sturz bis oben.
Und jetzt kommt eure erste Abfahrt. Bitte genau aufpassen, wie ich es mache, sagte Andi. Die Übung heißt Pflug. Ihr haltet die Skispitzen zusammen und öffnet sie nach hinten, wie ein Dreieck. Ein kleiner Stoß mit den Stöcken und los geht’s!
Er machte es vor, und es sah ganz einfach aus.
Das schaffe ich nie, murmelte Wolli resigniert. Die ersten fuhren los. Tom schaffte es sogar erstaunlich elegant. Anna vermisste zuerst eine Bremse an den Brettern, aber der Hang lief in eine weite Ebene aus, sie ließ die Skier einfach laufen.
Komm schon Wolli, lass uns zusammen losfahren, sagte Frau Funke. Nur Mut, was kann schon passieren?
Stimmt, sagte Wolli, lächerlich gemacht habe ich mich ja schon.
Zu seinem eigenen Erstaunen kam er heil unten an.
Die nächsten beiden Stunden verbrachten sie damit, immer wieder den kleinen Idiotenhügel hinauf zu steigen und möglichst heil hinunter zu kommen. Im Lauf des Nachmittags stürzten fast alle einmal, aber es verletzte sich niemand. Auch Anna landete zweimal auf dem Hosenboden und war dankbar, dass sie auf Feli gehört und den dunkelroten Overall mitgenommen hatte. Er sah nicht nur umwerfend gut aus, sondern war auch wirklich wasserdicht.
Andi zeigt ihnen, wie man in der Kehre das Gewicht auf den Innenski verlagert und wie man die Geschwindigkeit abstoppt. Er fuhr neben jedem einzelnen her, beobachtete, gab Tipps und korrigierte die Körperhaltung. Dann konzentrierte er sich unmerklich immer intensiver auf die schwächeren in der Gruppe.
Was, schon zu Ende?, sagte Wolli, als der Bus kam, um sie zur Jugendherberge zurück zu bringen. 

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