Der Jesuitenpater Alfred Delp war Mitglied einer Widerstandsbewegung gegen Adolph Hitler und die Nationalsozialisten. Er gehörte dem Kreisauer Kreis an, einer Gruppe um Helmuth James Graf von Moltke. Den folgenden Text hat er 1944 im Gefängnis geschrieben.
"Was
ist die Freude, die wahre Freude? Die Philosophen sagen, es wäre die
Zufriedenheit und Gehobenheit des Gemütes über ihm zur Verfügung stehende Güter.
Das mag für irgendwelche Phänomene der Freude stimmen, aber die Freude ist das
nicht. Wie sollte ich sonst in dieser Zeit und in dieser Lage zu einer wahren
Freude kommen? Hat es überhaupt Sinn, sich über die Freude viel Gedanken zu
machen? Gehört es nicht zu den Luxusartikeln des Lebens, die in dem schmalen
Privatraum, den das Kriegsgespräch zulässt, keinen Platz hat? Und erst recht
nicht in einer Kerkerzelle, in der man hin und her pendelt, die Hände in Eisen,
das Herz in alle Winde der Sehnsucht gespannt, den Kopf voller Sorgen und
Fragen?
Und dann muss es einem in solcher Lage immer wieder geschehen, dass plötzlich
das Herz die Fülle des zuströmenden Lebens und Glückes nicht mehr zu fassen
vermag. Es gab und gibt die Stunden, in denen man getröstet ist und innerlich
gehoben, in denen man die Sachlage genauso real und aussichtslos sieht wie sonst
und doch nicht gram wird darüber, sondern es wirklich fertig bringt, das Ganze
dem Herrn zu überlassen. Und das ist nun das entscheidende Wort. Die Freude im
Menschenleben hat mit Gott zu tun. Die Kreatur kann dem Menschen in vielerlei
Gestalt Freude bringen oder Anlass zu Freude und Freuden sein; aber ob dies echt
gelingt, das hängt davon ab, ob der Mensch der Freude noch fähig und kundig
ist. Und das wieder wird bedingt durch des Menschen Beziehung zum Herrgott. Der
Mensch muss, um des wahren Lebens fähig zu sein, in bestimmten Ordnungen und
Beziehungen zu Gott stehen. Auch die Fähigkeit zur echten Freude und die
freudvolle Lebendigkeit selbst hängen von bestimmten Bedingungen des
menschlichen Lebens ab, von bestimmten Haltungen gegenüber Gott. Wo das Leben
sich nicht als in Gemeinschaft mit Gott stehend und geschehend begreift, da wird
es grau und grämlich und nüchtern und rechenhaft.
Wie müssen wir leben, um der wahren Freude fähig zu sein oder zu werden? Die
Frage muss uns heute mehr als sonst beschäftigen. Der Mensch soll seine Freude
so ernst nehmen, wie er sich selbst nimmt. Und er soll es sich und seinem Herzen
und seinem Herrgott glauben, auch in der Nacht und in der Not, dass er für die
Freude geschaffen ist. Das heißt aber: für ein erfülltes Leben, das um seinen
Sinn weiß, das seiner Fähigkeiten sicher ist, das sich auf dem rechten Weg weiß
zu seiner Vollendung und im Bündnis mit allen guten Geistern und Kräften
Gottes."
(Delp, Alfred: Im Angesicht des Todes. Frankfurt 1949)
Freude und Glück beruhen auf
der Ergebenheit in Gottes Willen. | |
einem Leben, das in Gemeinschaft mit Gott steht. | |
einem erfüllten Leben, das um seinen Sinn weiß. | |
aus
einem Leben, das sich auf dem rechten Weg weiß |
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